587 v. Chr. – der Tempel in Jerusalem ist zerstört, die Judäer nach Babylon verschleppt, die religiöse Heimat verloren. Damals erzählten sich die Menschen aus Juda diese tröstliche Geschichte: Das Volk Israel ist auf seinem langen Weg durch die Wüste, und Gott befiehlt: „Die Israeliten sollen mir ein Heiligtum bauen, weil ich bei ihnen wohnen will.“ (2. Mose 25,8) Aber keinen Tempel aus Stein, sondern ein transportables Zelt. So konnten die Israeliten Gottes Haus überall hin mitnehmen. So war Gott mit ihnen unterwegs.
Wir mussten uns von der Bethanienkirche verabschieden, aber wir haben Gegenstände von dort mitgenommen. Der Gott, der uns in der Bethanienkirche nahe war, ist mit uns unterwegs. Die Osterkerze hat in der Aussegnungshalle auf dem Feldmochinger Friedhof einen Platz gefunden. Über die Taufkanne freuen wir uns in der Kapernaumkirche. Die große Weihnachtskrippe war in den Fenstern der Evangeliumskirche zu sehen; viele Passanten blieben davor stehen. Das Altarkreuz werden wir zu unseren Open-Air-Gottesdiensten mitnehmen.
Unser Gemeindemitglied Corinna Böttiger hat dazu ihre eigene Geschichte: „Manchmal braucht es eine andere Perspektive, um mit einem Ereignis abschließen zu können. So geht es mir mit der Schließung der Bethanienkirche. An meine Kirche der Kindheit denke ich fast nie, es sind eher Erinnerungen an Ereignisse, die mir wichtig sind. Vor wenigen Jahren bin ich bewusst zu der Kirche meiner Kindheit gefahren: Sie hat einen neuen Eingang. Der Innenraum war mir nicht zugängig, doch hatte ich auch gar nicht das Bedürfnis einzutreten – mir reichen die Erinnerungen an schöne, besondere Gottesdienste. Es ist das Gemeindeleben, die Pfarrer und Pfarrerinnen, die mir das Gefühl der Heimat geben, nicht eigentlich der Kirchenraum